Freiwillige Feuerwehr auf dem Hauptfriedhof

Denkmalgeschützte Trauerhalle von 1927

 

Am vergangenen Sonntag gab es eine Weiterbildung der besonderen Art bei der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt a.d. Weinstraße. Auf Anfrage hatte Oberbürgermeister Marc Weigel interessierten Kameradinnen und Kameraden eine seiner beliebten Führungen über den Friedhof an der Landauer Straße angeboten. Trotz des eher durchwachsenen Wetters haben, sich gut 25 Interessierte am Haupteingang vor der Trauerhalle getroffen.

Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss über die früheren, im Stadtgebiet verteilten Begräbnisstätten, wie die diversen Kirchhöfe, den Casimirianumsfriedhof, den Rosen- bzw. Kriegergarten und letztlich die Stiftskirche als Grablege der Wittelsbacher Fürstenfamilie Rudolfs II. (kath. Teil) etc. resümierte er die Erschließung des 1878 neu angelegten Friedhofs „Auf dem Sand“ und den Bau der zugehörigen Gebäude, deren Baupläne noch heute im Stadtarchiv eingesehen werden können. Es wurden bereits zu Beginn mehrere Abteilungen angelegt, nach den Weltkriegen auch solche für Kriegsgräber mit Kriegerdenkmalen oder Mahnstätten. Am Eingang befindet sich eine Tafel mit Erläuterungen:

Friedhofsplan am Haupteingang © neustadt.eu

 

Weigel machte Station an zahlreichen denkmalgeschützten Gräbern oder solchen von Ehrenbürgern oder berühmten Personen. Da er sich seine Route stets neu und in Abhängigkeit seines Publikums zusammenstellt, kamen wir heute neben den üblichen  Gräbern, wie dem von Dochnahl, Exter, Helfferich, Hetzel, Hoch, Jost, Neumayer, Sauter, Welsch, Bürckel, oder dem des bekannten Neustadter Bildhauers Steger auch an zwei Gräber, von denen zu berichten es ihm eine besondere Freude war.

Das Grab der Familie Wilhelm & Julia Maucher

 

In einem Gebäude der früheren Weinkellerei Maucher in der Maximilianstraße war es bei klirrender Kälte zu einem Brand gekommen, den die Feuerwehr unter Kontrolle zu bringen, und ein Übergreifen der Flammen auf das Wohnhaus zu verhindern suchte, wobei das Löschwasser schon mehrfach eingefroren war. Wegen des starken Frostes und obwohl die Uhr noch nicht Mittag geschlagen hatte, lud Maucher die Löschmannschaften daher ein, sich doch gerne am Cognacvorrat des Weingutes zu bedienen, was diese jedoch so ausgiebig taten, dass am Ende alle Schnapsvorräte „vernichtet“ waren. Zwar nicht glücklich über diesen Verlust, war er am Ende aber doch froh, dass kein weiterer Schaden entstanden war, und übergab der Feuerwehr später noch eine großzügige Spende für die Aus- und Weiterbildung.

 

Das Grab der Familie Walter & Maria Engelmann (geb. Mack)

 

Am Grab der Familie Engelmann wurde von der ehemals ältesten Eierteigwarenfabrik Jacob Mack berichtet. Jacob Mack hatte sich bei den Neustadter Bäckern die Gewohnheit abgeschaut, das überzählige Eigelb aus der Kuchenproduktion für die Herstellung von Nudeln zu verwenden, und diesen Prozess auf industrielle Maßstäbe angehoben. Die heutige Hauptwache der Feuerwehr Neustadt befindet sich auf dem ehemaligen Firmengelände und das Verwaltungsgebäude steht bis heute kaum verändert in der Lindenstraße 22 und wird als Feuerwehr-Einsatzzentrale genutzt.

Natürlich waren wir aber auch an den Kriegerdenkmälern des ersten und zweiten Weltkrieges stehen geblieben und Weigel wies nach deren Erklärung noch einmal besonders auf die Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus bzw. die Gedenkstätte für Zwangsarbeiter und das daneben befindliche Grab eines nur 14-jährig verstorbenen, polnischen Zwangsarbeitermädchens hin.

Kurzum: Es war wieder einmal spannend den Geschichten hinter all diesen stummen Zeugen vergangener Zeiten zu lauschen, und mehr über die Geschichte unserer Stadt zu erfahren. Vielen Dank, Herr Weigel!